Diabetologie
Was ist ein Diabetes mellitus
Diabetes mellitus (=bedeutet übersetzt honigsüßer Durchfluss), es umfasst die umgangssprachlich genannte
Zuckerkrankheit.
Grundlagen
Der Verdauungsapparat baut die mit der Nahrung aufgenommenen Kohlenhydrate zu Glukose (Traubenzucker) ab,
diese wird anschließend über die Darmwand in das Blut aufgenommen und im gesamten Körper verteilt.
Die Bauchspeicheldrüse erzeugt das Hormon Insulin.
Als Botenstoff bewirkt Insulin den Transport von Glukose ins Zellinnere, wo die Glukose anschließend zur
Energiegewinnung verbraucht wird. Darüber hinaus bewirkt Insulin auch eine Speicherung von Glukose in Form
von Glykogen in der Leber sowie in den Muskelzellen, wodurch der Blutzuckerspiegel nach der Nahrungsaufnahme
in engen Grenzen (ca. 80–120 mg/dl oder 4,5–6,7 mmol/l) konstant gehalten wird.
Selbst bei langer Nüchternheit bleibt der Blutzuckerspiegel dabei auf normalem Niveau, zum einen dadurch, dass
das zuvor gebildete Glykogen wieder zurück in Glukose aufgespalten und zurück ins Blut abgegeben wird, zum
anderen dadurch, dass die Leber biochemisch ständig neue Glukose produziert.
Wenn die insulinproduzierenden Zellen nicht mehr genug oder gar kein Insulin mehr produzieren oder z. B.
aufgrund von Entzündungen oder Operationen gar nicht mehr vorhanden sind, fehlen also sowohl die Glukose-
Aufnahme in die Körperzellen als auch die Hemmung der Glukose-Neubildung in der Leber. Diese Neubildung
erklärt das Ansteigen des Blutzuckerspiegels bei Diabetikern.
Beim Diabetes mellitus verbleibt die aufgenommene Glukose im Blut, oder die körpereigene Glukose-Neubildung in
der Leber verläuft ungebremst weiter und liefert beständig Glukose nach, was den kontinuierlichen Verbrauch
ausgleicht oder sogar übersteigt und im Ergebnis den Blutzucker ansteigen lässt.
Darüber hinaus hat Insulin noch eine weitere, dritte Wirkung. Es ist das einzige Hormon des menschlichen Körpers,
das Körperfett aufbaut und auch dafür sorgt, dass dieses Fett in den Depots bleibt (sogenannte adipogene
Wirkung).
Ein wesentliches Kennzeichen des schweren, anhaltenden Insulinmangels ist daher auch eine extreme
Gewichtsabnahme durch Wegfall der adipogenen Wirkung, insbesondere durch Abbau von Körperfett und Eiweiß
zur Energiegewinnung.
Die verschiedenen Typen
Diabetes mellitus Typ 1: Die Zerstörung der notwendigen Insulinzellen in der Leber führt häufig zu einem
vollständigem Insulinmangel, wodurch eine Insulinapplikation durch den Patienten selbst notwendig wird.
Diabetes mellitus Typ 2: Geringe eigene Insulinproduktion, relativer Insulinmangel, zeitweise diätetisch bzw. mittels
oraler Antidiabetiker einstellbar.
Diagnostik
Laborabnahme mit Bestimmung der Glucose jeweils gemessen im Blutplasma, venös:
•
Nüchternblutzucker ≥ 126 mg/dl (7 mmol/l)
•
Blutzucker ≥ 200 mg/dl (11,2 mmol/l) zwei Stunden nach der Gabe von 75 g Glukose im oralen Glukose-
Toleranztest (oGTT)
•
Blutzucker ≥ 200 mg/dl (11,2 mmol/l) in einer zufälligen Blutentnahme.
Therapiemöglichkeiten
Diabetes mellitus Typ 1: Regelmässige Applikation von Insulin in Abhängigkeit von körperl. Betätigung,
aufgenommenen Broteinheiten (BE) sowie Tagesform. Dies muss an jeden Patienten individuell angepasst und in
regelmässigen Verlaufskontrollen kontrolliert werden.
Diabetes mellitus Typ 2: Leichte Zuckerverschiebungen können diätetisch oder mittels oraler Antidiabetika
eingestellt werden, bei langjährigen Typ 2 Diabetikern zeigt sich jedoch im Verlauf, dass die ergänzende
Unterstützung mittels Insulinapplikationen einen besseren Therapieerfolg erzielt.
Eine konsequente und zuverlässige Mitarbeit des Patienten ist hierfür unumgänglich. Der Diabetes ist eine
mittlerweile gut therapierbare Stoffwechselerkrankung, allerdings erfordert sie von den Betroffenen Konsequenz,
die Umstellung der bisherigen Lebensgewohnheiten sowie eine gesunde und ausgewogene Lebensweise.
Schwangerschaftsdiabetes (=Gestationsdiabetes)
Definition
Dies ist eine, erstmals in der Schwangerschaft diagnostizierte Glucose-Toleranzstörung. Beim typischen
Gestationsdiabetes tritt nach der Geburt bei den meisten Frauen wieder ein normaler Zuckerstoffwechsel auf. Der
Gestationsdiabetes zählt insgesamt zu den häufigsten schwangerschaftsbegleitenden Erkrankungen. Als
Risikofaktoren gelten Übergewicht, ein Alter über 30 Jahre und eine erbliche Vorbelastung mit Diabetes mellitus.
Diagnostik
Meistens macht bereits Ihr Frauenarzt ihm Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge einen s.g. oralen
Glucosetoleranztest (OGT 50), hier wird Ihnen eine Zuckerlösung mit 50 g Zucker zum trinken gegeben
(unabhängig von der Tageszeit und der Nahrungsaufnahme). Nach 60 Minuten wird der venöse Glucosewert
bestimmt überschreitet der eine gewisse Grenze wird zur Sicherheit ein oraler Glucosetoleranztest mit 75 g
Glucose veranlasst.
Bei diesem Test müssen Sie 12 Stunden komplett Nüchtern zu uns in die Praxis kommen, Ihnen wird Nüchtern Blut
abgenommen. Nach Trinken der 75 g Glucoselösung wird nach 1 Stunde und dann noch einmal nach 2 Stunden
der Glucosewert gemessen.
Das Ergebnis (das Blut wird von uns eingeschickt) erhalten Sie ca. 3-4 Tage nach dem Test.
Werte
nüchtern bis 92 mg/dl , nach 1 Stunde bis 180 mg/dl und nach 2 Stunden bis 153 mg/dl
Therapie
Bei etwa 9 von 10 Schwangeren führt eine Ernährungsumstellung z. B. kleine, dafür häufigere Mahlzeiten in
Verbindung mit regelmäßiger Bewegung zu normalen Blutzuckerwerten. Falls dadurch keine Besserung erzielt
werden kann, muss mit einer Insulintherapie begonnen werden.
Komplikationen
Unbehandelt kann ein Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) besonders für das ungeborene Kind sehr
gefährlich werden.
Bei den Schwangeren kann es zu Harnwegs- und Nierenbeckenentzündungen sowie zu Bluthochdruck kommen.
Bei überhöhten Blutzuckerspiegeln gelangt die Glukose über die Plazenta und die Nabelschnur in den kindlichen
Kreislauf und regt die Insulinproduktion durch des ungeborenen Kindes an. Durch erhöhte Insulin- und
Zuckerspiegel nimmt das Kind an Körpergewicht stark zu, was aber keinesfalls als Zeichen der guten Entwicklung
fehlgedeutet werden darf.
Vielmehr ist dieser Zustand mit einer Reifestörung des Kindes verbunden.
Aufgrund der massiven Gewichts- und Größenzunahme des ungeborenen Kindes (Makrosomie) kann es zu
erheblichen Problemen während der Geburt kommen, die durch die beengten Platzverhältnisse im Mutterleib auch
für das Kind belastend sind.
Es besteht zudem die Gefahr einer Entwicklungsverzögerung. Davon sind besonders die Lungen des ungeborenen
Kindes betroffen.
Das liegt daran, dass das Insulin nicht nur im Blut des Kindes zirkuliert sondern auch im Fruchtwasser zu finden ist,
in dem das Kind schwimmt. In den Lungen des Kindes befindet sich ebenfalls Fruchtwasser, wo ein erhöhter
Insulinspiegel die Ausreifung einer ganz bestimmten Zellsorte in der Lunge verhindert wird.
Gemeinschaftspraxis
Dres. med. Inga und Ralph Buss
Fachärzte für Innere Medizin
Gastroenterologie - Diabetologie
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Letzte Änderung am 27.04.2022